Glossar
Zentrale Begriffe der Website
kurz und verständlich erläutert.
Für uns ist das Glossar ein Lernraum, in dem es um Reflexion und Sprachfähigkeit zu struktureller Diskriminierung geht.
Es wird stetig erweitert und verändert. Wenn euch Erläuterungen unverständlich vorkommen oder euch Begriffe fehlen,
gebt uns Bescheid. Wir freuen uns auf euer Feedback!
Ableismus/ ableisiert
Ableismus leitet sich vom englischen Wort ableism ab, ein Begriff, der aus der US-amerikanischen Be_hindertenbewegung kommt. Menschen mit Be_hinderung werden häufig ausgegrenzt oder ausgeschlossen, weil sie andere Fähigkeiten haben oder bestimmte Fähigkeiten nicht haben. "Ableismus betont die Ungleichbehandlung, Grenzüberschreitungen und stereotypen Zuweisungen, die Menschen wegen ihrer Be_hinderung erfahren. Es gibt eine normative Vorstellung davon, was Menschen leisten oder können müssen." (vgl. Wörterbuch, Diversity Art Culture)
Antisemitismus
Antisemitismus bezeichnet die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegenüber Jüdinnen*Juden und kann verschiedene Ausprägungen haben. Diese äußern sich zum Beispiel in Vorurteilen gegenüber Jüdinnen*Juden, kollektiver Mythenbildung und Ideologien. "Antisemitismus funktioniert als gewalttätige, soziale Diskriminierung sowie politische Mobilisierung, die darauf zielt sich von Jüdinnen*Juden als Jüdinnen*Juden zu distanzieren, sie zu vertreiben und/oder zu vernichten." (Rolling Eyes Glossar 2019; vgl. bpb Politik Lexikon 2022)
Cis-Geschlechtlichkeit
Bei cis-geschlechtlichen Menschen entspricht deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht, das ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde.
Diskriminierungskritik
Diskriminierungskritik und Rassismuskritik sind verwandte Begriffe, die auf die soziale Positionierung von Menschen durch eine Vielzahl von Diskriminierungsformen in der Gesellschaft hinweisen. Die Grundannahme der Diskriminierungskritik ist, dass eine Gesellschaft niemals frei von Diskriminierung sein kann, da alle Menschen in einem von Diskriminierung geprägten Umfeld aufwachsen und dies in ihrem Verhalten internalisiert haben.
Diskriminierungssensibilität
Diskriminierungssensibilität ist eine achtsame Haltung, Ungleichbehandlung von Individuen oder Gruppen wahrzunehmen. Es ist ein fortlaufender Prozess, bei dem besonders privilegierte Menschen Verantwortung übernehmen, sich weiterzubilden, Betroffenen zuzuhören und deren Perspektiven anzuerkennen.
Endo, endogeschlechtlich
Der Begriff endogeschlechtlich, kurz endo, bezeichnet Menschen, die nicht intergeschlechtlich sind, deren Körper also den schulmedizinischen Normen von „männlich“ und „weiblich“ vermeintlich eindeutig entsprechen.
Geschlechterreflektierende Pädagogik
Geschlechterreflektierende Pädagogik bedeutet, die traditionelle Vorstellung von zwei Geschlechtern als Ausgangspunkt für das eigene Denken und Handeln zu hinterfragen. Es geht darum, die professionellen und persönlichen Sichtweisen kritisch zu betrachten und bewusster mit Geschlechterthemen umzugehen. Das Ziel ist es, eine inklusivere und gerechtere Perspektive auf Geschlechter zu fördern und diese in der eigenen pädagogischen Arbeit umzusetzen.
Hegemoniale Männlichkeit
Hegemoniale Männlichkeit ist eine Theorie der Soziologin Raewyn Connell, mit der die soziale Praxis gefasst werden kann, durch die einer bestimmte Form Männlichkeit (weiß, hetero, ableisiert, endo, cis, eloquent, charmant, karriereorientiert) Macht zugesprochen wird, während andere Geschlechter abgewertet und in Bezug zu ihr gestellt werden. Dazu unterscheidet sie die hegemoniale, von komplizenhaften, untergeordneten und marginalisierten Männlichkeiten.
Intersektionalität
Intersektionalität beschreibt, dass sich verschiedene Formen von Diskriminierung gleichzeitig gegen eine Person richten können und dass verschiedene Diskriminierungsformen nicht isoliert auftreten, sondern sich überschneiden und verstärken. Somit ist das ein Ansatz, der Verwobenheit von sozialen Kategorien wie Ethnizität, Gender, sexuelle Identitäten und soziale Schicht zusammen erklärt. Intersektionalität zeigt dieses Zusammenwirken auf. Intersektionalität kommt von dem englischen Wort „intersection“ – Überschneidung oder Schnittpunkt. Die Ursprünge des Konzepts der Intersektionalität liegen im Schwarzen Feminismus und der afroamerikanischen Arbeiter*innen-Bewegung.
Impostor Phänomen
Das Impostor Phänomen beschreibt den fundamentalen Zweifel, den manche Menschen bezüglich ihrer beruflichen oder sozialen Kompetenzen verspüren. Es ist begleitet von der Sorge, als Hochstapler*in aufzuliegen. Es stellt ein Karrierehindernis dar, da betroffene Personen ihre eigene Qualifikation und Leistung abwerten und sich nicht zutrauen, macht- oder prestigevolle Positionen einzunehmen. Vor allem von Diskriminierung betroffene Personen weisen das Impostor Phänomen auf.
Jungen*/ Männer*, Mädchen*/Frauen*
Die Begriffe Frauen*, Männer*, Jungen* sowie Mädchen* weisen darauf hin, dass die binäre Zuordnung eines Geschlechts von der*dem Betrachter*in ausgeht und nicht mit der Lebensrealität des Gegenübers übereinstimmen muss. Menschen neigen dazu, andere als weiblich, männlich oder nicht-binär wahrzunehmen, doch es ist wichtig zu bedenken, dass die Identität einer Person möglicherweise anders ist als vermutet.
LGBTQIA+
LGBTQIA+ ist eine Abkürzung, die verschiedene geschlechtliche und sexuelle Identitäten zusammenfasst, die gesellschaftlich häufig Diskriminierung erfahren. Das Wort setzt sich aus den englischen Wörtern lesbian (lesbisch), gay (schwul), bisexual (bisexuell), trans Menschen, queer und questioning (hinterfragend), intersexual (intersexuell) und asexual (asexuell) zusammen. "Das ‚+‘ am Ende soll deutlich machen, dass es noch viele weitere nicht heteronormative Lebensweisen gibt, die nicht in die jeweilige Buchstabenkombination eingeflossen, aber ebenfalls gemeint sind" (Dissens 2022).
Wir verwenden den Begriff LGBTQIA+ auf dieser Webseite, um alle einzubeziehen, wobei wir uns bewusst sind, dass dieser noch nicht vollständig ist und fortlaufend erweitert wird.
Machtkritische Bildungsarbeit
Machtkritische Bildungsarbeit zielt darauf ab, Bildungsinhalte und -methoden so zu gestalten, dass sie zur Befreiung von Unterdrückung und zur Ermächtigung der Lernenden beitragen. Sie fordert die kritische Auseinandersetzung der Lehrenden mit ihrer eigenen Positionierung in bestehenden Machtstrukturen und fördert ein reflektiertes, inklusives und gerechtes Lernumfeld. Durch die Stärkung der individuellen Stimmen und die Anerkennung von Diversität soll ein Beitrag zur Überwindung gesellschaftlicher Ungleichheiten und zur Förderung eines solidarischen und demokratischen Zusammenlebens geleistet werden.
Männlichkeitsanforderungen
Männlichkeitsanforderungen beinhalten die Erwartungen, mit denen sich Menschen auseinandersetzen müssen, die als Jungen* oder Männer* anerkannt werden möchten oder von ihrem Umfeld als solche gelesen werden.
In Begegnungen mit anderen Personen, haben Menschen gelernt, ihre Gegenüber zu lesen, das heißt sie in Kategorien wie migrantisch, weiblich, beHindert (...) einzuordnen. Diese Wahrnehmung hängt von dem*der Betrachter*in ab und muss nicht zwangsläufig mit der Lebensrealität der gelesenen Person übereinstimmen.
Pansexuell/pananromantisch
Pansexuell/panromantisch bezeichnet "eine sexuelle bzw. romantische Orientierung, die sich auf alle Geschlechter bezieht bzw. andere Merkmale als das Geschlecht des Gegenübers für die Anziehung entscheidend findet" (vgl. Dissens 2022).
Patriarchale Strukturen
Patriarchale Strukturen umfassen Prozesse der Arbeitsteilung, Entscheidungsfindung sowie Rollen- und Kompetenzzuschreibungen, deren Resultat die Reproduktion von Machtverhältnissen ist, die cis-Männer gegenüber anderen Geschlechtern bevorteilen.
People of Colour (PoC/BIPoC)
BIPoC ist die Abkürzung für Black, Indigeneous, and People of Color. Sie umfasst Personen, die als nicht weiß gelesen werden und häufig von Rassismus betroffen sind.
Profeministen
Profeministische Männer identifizieren sich mit den Zielen des Feminismus. Sie grenzen sich damit von mythopoetischen Männerbewegungen ab, welche sich an traditionellen Rollenbildern orientieren. Profeministen beschäftigen sich mit eigenen Privilegien und versuchen Sexismus proaktiv zu bekämpfen, wobei sie sich an Betroffenen orientieren.
Queer
Menschen bezeichnen sich selbst als queer, wenn ihre geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung nicht heteronormativen Begriffen entspricht. Das heißt, wenn sie sich zum Beispiel weder als weiblich noch als männlich identifizieren und/oder auch nicht das jeweils andere der beiden Geschlechter begehren. Das Adjektiv ‚queer‘ wird auch verwendet, um Bewegungen und Dinge zu bezeichnen, die mit queeren Menschen in Verbindung stehen. (vgl. Rolling Eyes Glossar 2019; Dissens 2022)
Rassistische/ klassistische Narrative
Rassistische oder klassistische Narrative sind Erzählungen, Erklärungen und Geschichten, die die Abwertung von Personen reproduzieren, die von Rassismus oder Klassismus betroffen sind.
Strukturelle Diskriminierung
Von struktureller Diskriminierung wird gesprochen, wenn die Benachteiligung bestimmter Gruppen in der Organisation der Gesellschaft begründet liegt. Die über Jahrhunderte gewachsene Art des Zusammenlebens (Arbeitsteilung, Verteilung der Entscheidungsbefugnisse etc.) geht in der Regel mit patriarchalen, postkolonialen, homofeindlichen, religiösen oder wie auch immer gearteten und begründeten Konventionen, Gebräuchen und Traditionen einher. Strukturelle Diskriminierung lässt die Privilegierung einzelner Gruppen bzw. die Schlechterstellung anderer Gruppen als «normal» und vorgegeben erscheinen.
Systemische Beratung
Systemische Beratung ist ein Beratungsansatz, der die Interaktionen und Beziehungen zwischen Menschen und ihrem sozialen Umfeld in den Fokus stellt. Sie geht davon aus, dass Probleme in Systemen wie z.B. Familien, Teams oder Organisationen entstehen und daher auch in diesem Kontext bearbeitet werden müssen. Ziel der systemischen Beratung ist es, Ressourcen und Stärken des Systems zu mobilisieren, um positive Veränderungen zu erreichen.
Toxische Männlichkeit
Der Begriff "Toxische Männlichkeit" beschreibt ein destruktives und gefährliches Verhalten, das auf einer Konstruktion traditioneller Männlichkeitsbilder beruht. Dieses Verhalten kann schädliche Folgen sowohl für Außenstehende als auch die Person, die dieses Verhalten zeigt, nach sich ziehen.
weiß
Weißsein ist keine biologische Eigenschaft oder eine reale Hautfarbe, sondern die soziale Konstruktion einer dominierenden, privilegierten Position, die eine rassistische Hierarchie geschaffen hat. Die Möglichkeiten, Privilegien, Macht oder die Deutungshoheit zu besitzen und die eigene Realität selbst zu beschreiben, das heißt sich z.B. nicht gezwungenermaßen mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen, zeigt an, dass eine Person weiß ist. (vgl. Rolling Eyes Glossar 2019)
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